Hans-Peter Katz, Vorsitzender des Katholikenrates Mönchengladbach, begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer gut gefüllten Albertuskirche am Donnerstagabend. An jede/n wurde beim Eintreffen die Frage gerichtet "Was verstehen Sie unter Tierwohl?" und die Bitte geäußert, es auf den ausliegenden Karteikartes niederzuschreiben und an die Pinnwand zu heften. Die Eingaben wurde im Laufe des Abends von Hans-Peter Katz vorgetragen und mit den Anwesenden diskutiert.
Über die Stallgröße in den verschiedenen Haltungsformen konnten sich die Anwesenden über eingezeichnete Bodenmarkierungen informieren: Die Größe reichte von Haltungsform 1 (einfachste Form) mit 0.75 m² und Haltungsform 4 (Premium) mit 1,5 m² bis 2,3 m² für das Bio-Schwein. Wieviel Platz oder auch wie begrenzt der Platz für's Schwein ist, konnte jede/r ausprobieren, sich in die Markierung stellen und auf sich wirken lassen.
Elisabeth Laumanns vom Katholikenrat Mönchengladbach erläuterte die Begriffe „Tierwohl“ und „Haltungsformen“, die sich als Label in Deutschland durchgesetzt haben. Dabei bezieht sich das Label „Tierwohl“ nur auf die Phase der Mast. Das Label „Haltungsform“ befindet sich lediglich auf allen verpackten Fleischprodukten.
Dazu konnte Landwirt Thomas Genfeld aus Nettetal berichten, der online zugeschaltet war. Zusammen mit seiner Partnerin führt er den nun 50 Jahre alten Familienbetrieb, den er in seiner Präsentation auch den online zugeschalteten Zuschauerinnen und Zuschauern vorstellt.
Die Tiere erhalten Raufutter, das auch als Grundfuttermittel oder Wirtschaftsfutter bezeichnet wird. Es besteht sowohl aus wasserreichen Futtermitteln (Grünfutter), Saftfutter wie Rüben oder Silage als auch aus trockenem Raufutter wie Heu oder Stroh. Die Schweine leben auf Vollspaltenböden berichtet Thomas Genfeldt, in der Bucht leben bis zu 19 Tiere. Das Platzangebot ist in Haltungsform 2 um 10% größer für jedes Tier.
Die Anpassung des Baurechts, der größere Flächenbedarf, die Akzeptanz des nachbarschaftlichen Umfeldes und die hohen Investitionskosten, sieht er als große Hürden für das Tierwohl. Ein verantwortungsvoller und nachhaltiger Umgang gilt auch für die landwirtschaftlichen Tierhaltung. Ökonomie und Ökologie müssen Hand in Hand gehen, damit die Lebensgrundlage auf Dauer gesichert ist.
Aus Sicht der Tierzuchtberatung setzte sich Theo Lenzen mit den Begriffen Tierwohl und argerechte Haltung auseinander, die eine Tierhaltung bezeichnen, die sich an den biologischen Merkmalen und Bedürfnissen der jeweiligen Tierart orientiert.
Christoph Leiders, Biolandwirt vom Stautenhof in Willich-Anrath, hat in den letzten Jahren das vollbracht, wovon manche/r Landwirt/-in vielleicht träumt: Ihm und seinen Helferinnen und Helfern ist es in vielen Jahren gelungen, den landwirtschaftlichen Betrieb im Sinne einer Kreislaufwirtschaft umzugestalten. Er verkauft seine Produkte im Hofladen, der eigenen Metzgerei und im Bistro. Für Christoph Leiders bedeutet artgerecht, wo in Würde mit den Tieren umgegangen wird. Und das trifft neben der Haltung auch zu auf den letzten Weg des Schweins zur Schlachtung. Statt es an eine Großschlachterei zu verkaufen, gibt es eine eigene Hofschlachterei auf dem Stautenhof. "Der Königsweg in Sachen Tierwohl aber ist", gab er ehrlich zu „vegetarisch zu leben".
Den Stautenhof mit seinen Angeboten erleben können interessierte Menschen im Rahmen einer thematischen Hofführung, die regelmäßig oder auf Anfrage für Gruppen angeboten wird.
Dr. Gerlinde von Dehn ist Fachtierärztin für Tierschutz und Tierschutzbeauftrage des Landes NRW. Sie definierte Tierwohl, Tierschutz und sprach von tiergerechter Haltung, der Bedeutung von wertschätzender Haltung und dem verantwortungsvollen Umgang mit dem Mitgeschöpf Tier. Dabei zitierte sie Albert Schweitzer „Wir können nicht ohne die Tiere, die Tiere aber ohne uns“. Der Anspruch der Gesellschaft bestehe darin, den Schutz der Tiere in den Fokus zu rücken. Eine tiergerechte Haltung ist für sie keine statische Größe, sondern ein dynamischer Prozess.
Die Verantwortung, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, um selbstbewusst eine Entscheidung treffen zu können, wurde den Anwesenden in der Albertuskirche und online zugeschalteten Teilnehmerinnen und Teilnehmerin am Ende der Veranstaltung als Impuls mit auf den Weg gegeben.